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Der Untertan

Chapter 4 No.4

Word Count: 25685    |    Released on: 06/12/2017

ins Kontor gehen mu?te. Ihm war sehr schlecht, und man machte ihm auch noch Unannehmlichkeiten, sogar die Familie. Die Schwestern verlangten ihr monatliches Toilettegeld, un

s als durchaus unberechtigt, da? er irgend einmal sollte gezwungen werden k?nnen, die beiden am Gesch?ft zu beteiligen. Man mü?te das verhindern k?nnen, dachte er. Sie dagegen wurden auch noch herausfordernd. ?Also wir k?nnen die Modistin nicht bezahlen, aber der Herr Doktor trinkt Sekt für hundertfünfzig Mark." Da ward Diederich furchtbar anzu

nlage sind. Jawohl, Kapitalsanlage! Meint ihr, ich saufe mit den Idioten Sekt, wenn ich nichts von ihnen will? Davon w

beten". Diederich verlangte einen sauren Hering; und dann beklagte er sich zornig, wie schwer es sei, in Netzig den neuen Geist einzuführen. Wenigstens hier im Hause sollte man seine Kraft nicht untergraben! ?Ich habe Gro?es mit euch vor, aber

chinenfabrik Büschli Co. in Eschweiler, um bei ihr einen ?neuen Patent-Doppel-Holl?nder, System Maier" zu bestellen. Er lie? den Brief offen daliegen und ging hinaus. Wie er zurückkam, stand S?tbier

l?nder, aber er stammt noch aus der ersten Zeit des alten Herrn;

meinem eigenen Holl?nder gro? zu werden", s

hat uns noch

nic

Doktor, wie leistungsf?hig unser Holl?nder ist!" Diederich wollte nicht h?ren, er lief hin und her, überzeugt, der Mensch werde die Gelegenheit ergreifen, ihn zu ?rgern. Statt dessen begann Napoleon Fischer mit einer uneingeschr?nkten Anerkennung von Diederichs Sachverst?ndigkeit, und dann sagte er über den alten Holl?nder alles Ungünstige, das sich irgend über ihn denken lie?. Wenn man Napoleon Fischer h?rte, war er schon nahe daran gewesen, zu kündigen, nur weil ih

rrot: auch er hatte die ganze Zeit an nichts weiter gedacht. ?Ach was!" schrie er. ?Bezahlen! Erstens mache ich eine lange Lieferungsfrist aus, und dann: wenn ich mir einen so teuren Holl?nder bestel

de sie schon zerschmettern." Sie sollten erfahren, mit wem sie es zu tun hatten; daher führte er einen Gedanken aus, der ihm schon beim Erwachen gekommen war: er ging zum Doktor Heuteufel. Dieser hielt eben seine Sprechstunde ab und lie? ihn warten. Dann empfing er ihn in seinem Operationszimmer, wo alles, Geruch und Gegen

eswegen bin ich hergekommen, sondern um unsere beiderseitigen Beziehungen festzulegen." Die seien wohl schon festgelegt, erwiderte Heuteufel. ?Nein, durchaus noch nicht." Diederich versicherte, da? er einen ehrenvollen Frieden wünsche. Er sei bereit, im Sinne eines wohlverstandenen Liberalismus zu wirken, falls man dagegen seine streng nationale und kaisertreue überzeugung achte. Doktor Heuteufel erkl?rte dies einfach für Phrasen: da verlor Diederich die Fassung. Dieser Mensch hielt ihn in der Hand; er konnte ihn,

Sie sich drü

r mich beleidigenden Sinne aus[pg 175]legen. Ich fordere Sie nochmals zur Rüc

Ruh'. Ihren Brief

ange Ihr

ich nicht

hen wollen, so liegt Bruch des Amtsgeheimnisses vor. Dann denunziere ich Sie der ?rztekammer, stelle Strafantrag gegen Sie und biete allen meinen Einflu? auf, um S

hüttelte den Kopf, sein Chinesenschnurrbart

ck, er stammelte: ?

ssiert mich nur von früher her, weil ich

lehnte Heuteufel ab. Diederich blitzte ihn an. ?Ich mu?

e Miene zusammen, und er forschte klagend. ?Manchmal hab' ich ja Schmerzen i

hnen, einen Speziali

es willen, Herr Doktor, Sie versündigen

uchen, auch weniger trinken.

f. ?Sie g?nnen mir den Sekt nicht. U

bei mir vermuten, brauche

eder. ?Sagen Sie mir wenigsten

er skroful?s und rachitisch. Sie h?tten nur diene

derich erstickte, rollte angstvoll die Augen und umklammerte den Arm des Arztes. Heuteufel zog den Pi

Vor dem Hause, noch mit Tr?nen in den Augen, stie? er auf den Assessor Jadassohn. ?Nanu?" sag

es als meine Pflicht betrachte, eine befriedigende Erkl?rung zu verlangen für die gestrigen ?u?erungen dieses Herrn Lauer

r, in Klappsch' Bie

tschuldigen, schlimmstenfalls mit seiner zeitweiligen Geistesumnachtung. Was meinen Sie statt dessen? Frech wird der Heuteufel. Markiert

n, dessen Hand sich mit Fr?

Leben!" rief Diederich, trotz dem schmerzlichen Bewu?tsein, da? er

Staatsanwaltschaft nennt und die für Leute wie diese Herren Lauer und Heuteufel ein nicht zu untersch

"? fragte Diederich

wegen Majest?tsbele

ie

ch dem gestrigen Vorfall vor Zeugen festgestellt habe, war ich [pg 178]bei der Verübung des Delik

iemand die S

nk, nicht n?tig ... übrigens erinnere ich Sie daran, da

nichts", sagte D

erinnern, hoffe ich, wenn Sie unter Ihrem Eid stehen." Da entrüstete Di

–. Sie haben offenbar die Absicht, mit Hilfe eines politischen Prozesses schnell

die Ihre?" fr

sind wir

selbst: auch Lauers Freunde. Diederich werde sich keineswegs zu weit vorwagen ... Das habe er leider schon getan, erwiderte Diederich, denn schlie?lich sei er es, der mit Lauer den Krach gehabt habe. Aber Jadassohn

Miene: ?Wie komme ich dazu, einen anst?ndigen Menschen wie Lauer ins Gef?ngnis zu bringen? Jawoh

r konnte nichts machen! Da sollte man noch an Freundschaft glauben. Er sagte sich wieder einmal, da? alle gerissener und brutaler im Leben vorgingen als er selbst. Die gro?e Aufgabe war: wie ward man

e Gerüchte umgehen – über das Telegramm Seiner Majest?t an den Regimentskomma

e wieder in die Tür schob, die ?Netziger Zeitung" bringen. ?Sehen Sie, in der Nummer hier steht überhaupt nichts, was nicht auf Seine Majest?t Bezug hat. Der Leitartikel besch?ftigt sich mit dem Allerh

nde Geschichten", bemerkte Kl

rich: ?Sogar so ein freisinniges Hetzblatt m

llte ihn erkennen. Jadassohn gab zu: ?Nun ja ... Weil man nie wissen kann, darum dementieren wir auch nicht. Wenn der Oberst nichts bekommen hat, die Netziger Zeitung k?nnte es ja direkt aus Berlin haben. Wulckow hat sich den Redakteur Nothgroschen kommen lassen, a

ber niemand will vorgehen, weil in diesem Fall – in diesem ganz besonderen Fall" – sagte Jadassohn mit perfider Betonung, und s

ts zu wissen." Jadassohn entschuldigte sich: der Sekt mache natürlich unkritisch. Ob Herr Doktor He?ling denn die Begeisterung der übrigen Herren so ernst genommen habe. Einen gr??eren N?rgler als den Major Kunze gebe es überhaupt nicht ... Diederich zog sich mit seinem Stuhle zurück

son involvieren, so weise ich ihn mit gebührender Entrüstung zurück." Kr?hend, so da? Klappsch in d

? er es so nicht gemeint habe. Dann abe

? Jadassohn hatte ihn freilich n?tig, in dem Proze? gegen Lauer! Auf alle F?lle war es gut, da? Diederich jetzt Bescheid wu?te über den wahren Ch

urmelte Diederich: ?Mein Telegramm." Das bange Glück sprengte ihn fast. Konnte es sein? Hatte er richtig vorausempfunden, was der Kaiser sagen würde? Sein Ohr reichte in diese Ferne? Sein Gehirn arbeitete gemeinsam mit –? Die unerh?rtesten mystischen Beziehungen überw?ltigten ihn ... Aber das Dementi konnte noch kommen, er konnte zurückgeschleudert werden in sein Nichts! Diederich verbrachte eine angstvolle Nacht, und am Morgen stürzte er sich auf den Lokalanzeiger. Die Anekdoten. Die Denkmalsenthüllung. Die Rede. ?Aus Netzig." Da stand von den Ehrungen, die dem Gefreite

um ihn her. S?tbier selbst mu?te zugeben, da? ein forscherer Zug in den Betrieb gekommen sei. Und Napoleon Fischer schlich, je aufrechter und heller Diederich dastand, desto affen?hnlicher vorbei, die Arme nach vo

es nun Gott sei Dank zu allem h?tten. Sie wü?ten nur noch nicht, ob sie sich altdeutsch oder Louis k?s einrichten sollten. Diederich riet lebhaft zu altdeutsch; er habe es in Berlin in den feinsten H?usern gesehen. Aber Frau Daimchen war mi?trauisch. ?Wer wei?, ob Sie so feine Leute wie uns schon besucht haben. Lassen Sie man, ich kenne das, wenn man so tun mu?, als ob man was hat, und hat nichts." Hierauf schwieg Diede

estern sag' ich noch zu Guste: Guste, sag' ich, auf jede Sitzgelegenheit k?nnen wir

h glaube, wir ziehen nach Berlin." Damit war Frau Daimchen nicht einverstanden. ?Man soll den Leuten den Gefallen

ie, da? Wolfgang sein Staatsexamen gemacht hat? Was soll er hier in Netzig? In Berlin kann er mit unserem vielen Geld was werden." Died

gro?zügigen Unternehmungsgeist und vor allem eine stramm nationale Gesinnung. Das junge M?dchen unterbrach ihn nicht mehr, sie sah sogar mit Respekt auf seine kühnen Schnurrbartspitzen. Aber das Bewu?tsein, Eindruck zu machen, ri? ihn zu weit fort. ?Von alledem habe ich bei Herrn

t sagen?" fragte sie

e junge Leute in Berlin nun mal leben.

ihm blieb nichts übrig, als aufzustehen und seine Verbeugungen zu machen. Den Handku? unternahm er nicht mehr, mit Rücksicht auf die gespannte Stim

weil wir doch so alte Bekannte sind –. Ich wollte nur sagen, der Buck ist nichts für Sie. Er ist sozusagen erblich belastet von seiner Mutter her. Der Alte war doch auch zum Tode verurteilt. Und was ist denn so

icht bergab. Sie sind blo? neidisch, meinen Sie, ich wei? das nicht?" – und sie sah ihn an, die Augen voll Tr?nen der Wut. Ihm war sehr beklommen; er h?tte Lust gehabt, sich auf die Knie zu werfen, ihr die dicken kleinen Finger zu küssen und dann die Tr?nen aus den Augen,

in Auftreten wie die Gr?finnen? Ein M?dchen von derma?en schwindelhaftem Gebaren pa?te freilich besser zu den verkommenen Bucks als zu einem kernigen und treugesinnten Mann wie Diederich! Da war K?thchen Zillich vorzuziehen. ?u?erlich Guste ?hnlich und mit fast ebenso starken Reizen geschmückt, empfahl sie sich au?erdem durch Gemüt und ein entgeg

o h?flicher Mann, vermied seinen Gru?; Heuteufel pinselte ihn grausam, lehnte aber jedes Privatgespr?ch ab. An dem Tage, da es bekannt ward, da? das Gericht dem Fabrikbesitzer Lauer die Anklageschrift zugestellt habe, fand Diederich seinen Tisch im Ratskeller leer. Professor Kühnchen zog sich eben den Mantel an, Diederich konnte ihn noch am Kragen packen. Aber Kühnchen hatte es eilig, er mu?te im freisinnigen W?hler

ch mit erzwungener Munterkeit, ?v

lieb in Hut und Mantel stehen und sah sich u

" Der Major bestellte Bier und sa? da, stumm und mit einem Gesicht zum Fürchten. Um nur das schreckliche Schweigen zu beenden, [pg 188]sag

o. Sie haben geglaubt. Sie haben wohl auch geglaubt, es würde mir

sich für ihren K?nig haben zu Krüppeln schie?en lassen. Sie aber haben den Herrn Lauer raffinierterweise zu seinen unbedachten ?u?erungen verleitet. Das bin ich bereit, vor dem Untersuchungsr

n, er feixte grimmig. ?Na also. Landsturm mit der Waffe. Hab' ich es nicht gesagt? Plattfü?e wahrscheinlich." Diederich war bleich, bebte bei jedem Wort des Majors und hielt beschw?rend di

sf?lle kennen w

rich noch, mit fliegender Stimme. ?Ich war mit Lei

macher," sagte er zum Wirt, ?Sie sollten sich Ihr Publikum genauer ansehen. Wegen eines Gastes, der mal zuviel da ist, ist nun der Herr Lauer beinahe verhaftet worden, und ich mu? mit meinem steifen Bein zu Gericht als Belastungszeuge und es mit allen L

nzeige erstattet, das Ganze ist ein Mi?verst?ndnis." Der Major war schon d

sen doch einsehen –" sagte er, mit Tr?nen in der S

?gernd um, – und als er Diederich wirklich ganz allein fand, kam er zu ihm. ?Herr Doktor He?ling," sagte er und gab ihm die Hand, ?Sie sehen ja aus, als ob Ihnen die Ernte verhagelt w?r." In einem gro?en Betrieb, murmelte Diede

gar uns Richtern peinlich gewesen w?re. Schlie?lich ist man Mensch und lebt unter Menschen. Aber natürlich –" Er befestigte seinen Klemmer und machte sein trockenes Gesicht. ?Das Gesetz mu? befolgt werden. Wenn Lauer an de

zweifelt auf. ?Ich habe n

re Aussage vor dem

soll. Aber wenn ich mir den fraglichen Vorgang jetzt rekonstruiere, dann sche

s", wiederhol

llt. Was er mir darauf geantwortet hat, das k?nnte ich jetzt nic

e denn, das einfach dem Richter zu sagen?" Er erhob den Finger. ?Ohn

h entfernt habe, um nicht als Zeuge in Betracht zu kommen; der dann sofort Material für die Anklage gesammelt, den halb unzurechnungsf?higen Zustand der Anwesenden mi?brau

eifer neigte. Mit ged?mpfter Stimme setzte er hinzu: ?Sehen Sie, das ist eben der Grund, weshalb wir mit den jüdischen Herren nicht gern zusammenarbeiten. Solch ein Herr legt sich nicht die Fr

Radikalismus", e

– womit ich keineswegs leugnen will, da? er auch ein a

n gemeiner Streber, der mit unser

rückte n?her. ?Nehmen wir einmal an, ich w?re Untersuchungsrichter: es gi

ckte bedeutsam. Fritzsche machte sein [pg 192]weltm?nnisches Gesicht. ?Abe

te Diederich. ?Es w?r

, als meine Pflicht zu t

i?t deutsch sein"

h hinrei?en lassen, wo es um eine gro?e Sache geht. Ich bin eine impulsive Natur. Aber ich bleibe mir bewu?t, da? ich für alles meinem Gott Rechenschaft schulde." Er schlug die Augen

seines Unternehmens redlich mit allen denen teile, die daran mitgearbeitet hatten, ein Viertel den Beamten, ein Viertel den Arbei[pg 193]tern. In acht Jahren hatten sie au?er ihren L?hnen und Geh?ltern die Summe von 130 000 Mark unter sich zu verteilen gehabt. Dies machte auf weite Kreise den günstigsten Eindruck. Diederich begegnete mi?billigenden Gesichtern. Sogar der Redakteur Nothgroschen, den er zur Rede stellte, erlaubte sich ein anzügliches L?cheln und sagte etwas von sozialen Fortschritten, die man mit nationalen Phrasen nicht aufhalte. Besonders peinlich waren die gesch?ftlichen Folgen. Bestellungen, auf die Diederich rechnen durfte, blieben aus. Der Warenhausbesitzer Cohn tei

k als Anzahlung für den neuen Holl?nder aufnehmen mu?ten"; und er blieb dabei, obwohl Diederich nach dem Tintenfa? griff. In den Mienen der übriggebliebenen las er Mi?trauen und Geringsch?tzung. So oft

beim ersten Wort. Bald fühlte er, wie auch die Gemeinde unruhig ward. ?Die Rache ist mein, spricht der Herr": Pastor Zillich rief es sichtlich nach dem He?lingschen Stuhl hinüber. Emmi und Magda versank

sch, und sie wu?te wohl warum. ?Weil du ihm zu alt bist", sagte Diederich. ?Nein, sondern weil du uns unbeliebt machst!" – ?Die fünf T?chter vom Bruder des Herrn Buck grü?en uns schon nicht mehr!" rief M

wir noch, wegen dein

ollt auch noch n?rgeln und mir meine heiligsten Aufgaben verekeln? Dann schüttelt gef?lligst den Staub von euren Pantoff

chl?ssigt, unverstanden und verfolgt. Wie fern lagen die harmlosen Zeiten der Neuteutonia, als man in langen, von Wohlwollen beseelten Reihen sang und Bier trank. Heute, im rauhen Leben, brachten keine wackeren Kommilitonen mehr einander ehrliche Schmisse bei, sondern lauter verr?terische Konkurrenten wollten sich gegenseitig an den Hals. ?Ich passe nicht in diese harte Zeit", dachte Diederich, a? Marzipan von seinem Teller und tr?umte in die Lichter des Weihnachtsbaumes. ?Ich bin doch gewi? ein guter Mensch. Warum ziehen sie mich in so h??liche Dinge hinein wie [pg 196]dieser Proze?, und schaden mir dadurch auch gesch?ftlich, so da? ich, ach lieber Gott! den Holl?nder, den ich bestellt habe, nicht werde bezahlen k?nnen." Dabei schnitt es ihm kalt durch den Leib, Tr?nen traten ihm in die Augen, und damit die Mutter, die immer ?ngstlich nach seiner sorgenvollen Miene schielte, sie nicht s?he, stahl er sich in das dunkle Nebenzimmer. Er stützte die Arme auf das Klavier und schluchzte in die H?nde. Drau?en stritten Emmi und Magda um ein paar Handschuhe, und di

Unternehmungen eintreten, die Erfolge warteten auf ihn, die Ereignisse hatten sich seiner Pers?nlichkeit anzupassen!... Nach dem Zorn kam der Kleinmut, Diederich traf Vorkehrungen für den Fall einer Katastrophe. Er war sanft mit S?tbier: vielleicht konnte der Alte noch einmal helfen. Auch demütigte er sich vor Pastor Zillich und bat ihn, den Leuten zu sagen, da? er mit der Predigt, von der alle sprachen, nicht auf ihn gezielt habe. Der Pastor versprach es auch, mit sichtlicher Reue, unter dem strafenden Blick seiner Gattin, die sein Versprec

erich. ?Er ist zu gro?! Die Leute haben mir garantiert, da? er kleiner sein soll als das alte System. Wozu kaufe ich ihn denn, wenn ich nicht mal Raum sparen soll!" Und er ging, sobald der Holl?nder aufgestellt war, mit dem Meterma? um ihn herum. ?Er ist zu gro?! Ich la? mich nicht beschwindeln! Bezeugen Sie mir, S?tbier, da? er zu gro? ist!" Aber S?tbier kl?rte mit unbeirrbarer Rechtlichkeit den Fehler in Diederichs Messungen auf. Schnaufend zog

l, lieber Freund," sagte er halblaut, ?ich bin von dem Holl?nder n?mlich entt?uscht. Auf den Bildern im Prospekt sah er anders aus. Die Messerwalze sollte doch viel breiter sein, wo bleibt da die gr??ere Leistungsf?higkeit, die die Leute uns versprochen haben. Was meinen Sie? Halten Sie [pg 199]den Zug für gut? Ich fürchte, der Stoff bleibt liegen." Napoleon Fischer sah Diederich an

?Kommen Sie mal mit, mein Lieber" – seine Stimme war bewegt. Er führte Napoleon Fischer in das Wohnhaus, Frau He?ling mu?te ihm ein Glas Wein einschenken, und Diederich drückte ihm, ohne hinzusehen, fünfz

er Maschinenmeister gef?llig. Diederich f

e Erwerbung nichts tauge. Der Stoff blieb liegen, man mu?te mit dem Rührscheit nachhelfen, wie bei jedem Holl?nder ?ltester Konstruktion. ?Also der offenbare

er Maschinenmeister und strich mit seiner knotigen Hand über sei

a? der Holl?nder die bei Bestellung v

ufsumme sofort zu erlegen. Diederich schrieb darauf noch entschiedener als das erstemal und drohte mit einer Klage. Büschli & Cie. versuchten nun, ihn zu beschwichtigen, sie empfahlen eine nochmalige Probe. ?Sie haben Angst", sagte Napoleon Fischer, dem Diederich das Schreiben zeigte, und er fletschte die Z?hne. ?Eine Klage k?nnen sie nicht brauchen, denn ihr Holl?nder ist noch nicht genügend eingeführt." ?Stimmt", sagte Diederich. ?Wir haben die Kerls in der Hand!" Und mit erbitterter Siegesgewi?heit lehnte er jeden Vergleich und die angebotene Preiserm??igung schroff ab. Als dann mehrere Tage lang nichts weiter erfolgte, ward er fre

acht nichts, bitte, treten Sie doch n?her. Doktor He?ling ist mein

tig und trug einen braunen wolligen Jackettanzug. Alle drei Damen l?chelten hingebend. ?Darf ich für den Herr

und er rieb sich die H?nde. Magda legte ihm Bücklinge vor, die er

agte ihn, ha

in ich immer nüchtern." Diederich schmunzelte. ?Na, dann werden wir uns wohl einigen." ?Kommt darauf

wohl [pg 202]sonst noch was vor in Netzig?" Wor

gda und der Vertreter von Büschli & Cie. gleichzeitig tranken und über die Gl?ser hinweg einander in die Augen sahen. Emmi und Frau He?ling sa?en starr dabei. Diederich beugte sich schnaufend über seinen Teller; – pl?tzlich aber fing er an, das Familienleben zu prei

age, ob er schon verheiratet sei, verneinte er und sah d

n zusammen. ?Herr Kienast," sagte er sch

s begrü?en zu k?nnen, – wobei er Magda verhei?ungsvoll anl?chelte. Aber im Hof ?nderte auch er vollst?ndig den Ton. ?Na

h hin. ?Sie sitzen wohl auf Ihren Ohren, Herr?" Aber sobald er ihm gegenüberstand, verstummte sein Geschrei; mit leiser, fliegender Stimme, die Augen angestrengt aufgerissen, sagte er: ?Fischer, ich hab' es mir überlegt, ich bin mit Ihnen zufrieden, vom Ersten ab erh?he ich Ihr Gehalt auf hundertachtzig Mark." Darauf nickte

die Leistungsf?higkeit der einheimischen Industrie herabzusetzen. Mit seiner neuen Einrichtung warte er bis zu seiner Reise nach England. Er gehe gro?zügig vor. Seit er selbst an der Spitze des Betriebes stehe, sei das Gesch

alles abgeliefert, denn ich

gestern hab' ich an s?mtliche kleinen Kunden ein Rundschreiben gesch

half mit dem Rührscheit nach. Diederich hielt die Uhr in der Hand. ?Na also. Sie behaupten, in Ihrem Holl?nder braucht der Stoff für einen Um

einem scharfen Blick in die Augen Diederichs, die nicht standhielten: ?Was sonst noch mit dem Holl?nder angestellt ist, kann ich in der E

s gesagt", stel

dergebürsteten Bart. Wenn er sich rasiert und den Schnurrbart bis zu den Augenwinkeln hinaufgebunden haben würde, er h?tte ?hnlichkeit mit Diederich bekommen! Er war eine Macht! Um so drohender tra

?nder in tadellosem Zustand geliefert haben und an Rücknahme nicht denken." – Das werde man sehen, erkl?rte Diederich. Einen Proze? hielten Büschli & Cie. wohl für besonders wirksam, zur Einführung ihres neuen Artikels? ?Ich werde Ihnen

eider danken, l?chelte sie dringlicher. ?Und mir würden Sie es auch abschlagen?" Kienast lachte bitter. ?Ich würde nicht nein sagen, Fr?ulein. Aber wei? ich denn, ob Ihr Herr Bruder –?" Diederich schnaufte, Magda sah ihn flehend an. ?Herr Kienast", brachte er hervor. ?Es wird mich freuen. Vielleicht, da? wir uns auch noch verst?ndi

ief Magda. ?Ich werde dich um Erlaubnis bitten." – ?Das würde gar nichts schaden. überhaupt bin ich an der Reihe!" – ?Hast du sonst noch Sorgen?" – Und Magda schlug ein Hohngel?chter an. Da Diederich eintrat

er Dame reden k?nne er überhaupt nicht. Magda behauptete entrüstet das Gegenteil. Und da alle auf Diederichs Entscheidung warteten, entschlo? er sich. Komment scheine der

erkl?re, da? ich nicht mit euch verkehre.

luchzen aus. Diederich empfand

regierenden Herzog, und

rock, und sein Wesen war eher gesellschaftlich als gesch?ftlich. Beide hielten, in stillem Einverst?ndnis, das Gespr?ch hin, bis de

ssterbeetat gesetzt. Die wicht

ich die unsere überl

Diederich. Kienast

h nehme es auf meine Kappe. Geben Sie den Holl?nder in Go

rach: ?Sie werden ihn finde

ei uns zu bestellen. Einen Moment!" bat er, da Diederich auffuhr. ?Und au?erdem ersetzen Sie

r!..." Diederich fa?te sich gewaltsam, er legte dem Prokuristen die Hand auf die Schulter. ?Gehen wir jetzt nur hinauf, die Damen warten." ?Wi

und Miene waren grau und allt?glich. Magda wies dem Gast seinen Platz an und [pg 208]lie? sich zu seiner Rechten nieder; und als man eben erst sa? und sich noch r?usperte, sagte sie schon, mit

den." Er lud Diederich ein. ?Kommen Sie nur, bei uns leben Sie vornehm und umsonst." Und da Magda neben ihm an seinen Lippen hing, rühmte er

ann w?re es wohl das einfachs

gro?e Sachen zu machen sein werden, – wenn es hier jetzt auch noch etwas kleine Verh?ltnisse sind", setzte er nachsichtig hinzu. Diederich wollte seine Gro?zügigkeit und die Ausdehnungsf?higkeit seines Unternehmens beteuern, a

otzdem eine anerkennende Pause. Frau He?ling fragte sich, ob sein Blick wirklich auf der Gans oder, hinter ihrem sü?en Qualm, auf Magdas durchbrochener Bluse ruhe. Jetzt ri? er sich los und ergriff sein Glas. ?Und darum: auf

auf." Er hatte Tr?nen in den Augen, indes Magda wieder einmal err?tete. ?Und wenn es auch nur ein bescheidenes Haus ist, die Herzen sind treu."

Mut nehmen –? Meine T?chter schneidern alles selbst." Dies war für Herrn Kienas

me. ?Das ist der Familienfriede, den sehen Sie sich nur an, Herr Kienast!" Magda schmiegte sich, ganz Hingebung, an seine Schulter. Da Emmi von ihm fortstrebte, bekam sie rückw?rts einen Sto?. ?So geht es immer bei uns zu", fuhr Diederich fort. ?Ich

Frau He?ling in m?chtiger Bowle still l?chelnd hereintrug. Indes Magda dem Gast das Glas füllte, setzte Diederich auseinander, da? er dank dieser Beschr?nkung auf die stille H?uslichkeit imstande sein werde, seine Schwestern einmal gut zu v

Na, dann haben Sie also glücklich Ihren Einj?hrigen gemacht", sagte er g?nnerhaft und wunderte sich dabei über die Zeichen, die Frau He?ling hinter dem Rücken der anderen ihm gab. Erst als sie sich aus der Tür schlich, begriff er, nahm sein Punschglas und ging in das dunkle Nebenzimmer zum Klavier. Er tastete ein wenig darauf umher, geriet unvers

ste Absichten zu haben." Das Paar l?ste sich voneinander. ?Ich sage nicht nein", erkl?rte Herr Kienast. Diederich war pl?tzlich heftig bewegt. Aug' in Auge schüttelte er Kienast die Hand, und mit der anderen zog e

rde wieder zugeschlagen haben, h?tte nicht Diederich den Fu? in den Spalt gesetzt. Streng bedeutete er ihr, für ihr gemütloses Verhalten verdiene sie, da? sie selbst nie mehr einen Mann bekomme. Er erlaubte ihr nicht einmal, sich anzuziehen, sondern zerrte sie mit, wie sie war, in ihrer Matinee, mit aufgel?sten Haaren. [pg 212]Im Flur entwand sie sich ihm. ?Du machst uns l?cherlich", zischte sie, – und noch vor ihm erschien sie bei den Verlobten, den Kopf sehr hoch, mit sp?ttisch musterndem Blick. ?Mu?te das so sp?t in der Nacht sein?" fragte sie. ?Nun, dem Glücklich

n Klappsch' Bierstube setzte er ihm die Lage auseinander: Fünfundzwanzigtausend bar am Tage der Hochzeit – die Belege waren jeden Augenblick zu sehen – und, gemeinsam mit Emmi, ei

sieht es denn mit deinen Ersparnissen aus? Bei deinem gro?artigen Gehalt!" Kienast [pg 213]erkl?rte, im Prinzip sage er nicht nein. Aber noch laufe sein Vertrag mit Büschli & Cie. Auch habe er in diesem Jahr eine betr?chtliche Geh

h?digen." Hierauf feixte der Schwager ein wenig. Diederichs Familiensinn ehre ihn, aber mit Gro?zügigkeit allein sei es nicht getan. Und Diederich, merklich gereizt: er sei gottlob für seine Gesch?ftsführung au?er Gott nur sich selbst verantwortlich. ?Fünfundzwanzigtausend bar und ein Achtel des Reingewinnes, mehr ist nicht zu holen." Kienast trommelte auf den Tisch. ?Ich wei? noch nicht, ob ich deine Schwester dafür übernehmen kann", erkl?rte er. ?Mein letztes Wort behalte ich mir noch vor." Diederich

und wo sind Mutter und Emmi?" Emmi hatte sich geweigert, mitzukommen, und darum blieb auch Frau He?ling zu Hause. ?Weil es sonst schlecht aussehen würde, wei?t du", sagte Magda. Diederich stimmt

und ihm auf offener Stra?e einen Krach gemacht haben: aber konnte er? ?Es war ein schwerer Fehler, da? ich mich mit dem hinterh?ltigen Proleten auf Vertraulichkeiten eingelassen habe! Es w?re auch ohne ihn gegangen! Jetzt schleicht er um das Haus, damit ich daran denke, da? er mich in der Hand hat. Ich werde noch Erpressungen erleben." Aber zwischen

en hatte: gleich vor ihnen ging Frau Daimchen mit Guste. Magda beschleunigte sofort den Schritt und plauderte lebhafter. Richtig drehte Guste sich um, und Magda konnte sagen: ?Frau Oberinspektor, hier stelle ich Ihnen meinen Br?utigam Herrn Kienast vor." Der Br?utigam ward gemustert und schien zu entsprechen, denn Guste, mit der Diederich zwei Schritte zurückblieb, fragte nicht ohne Achtung: ?Wo haben Sie ihn denn hergenommen?" Diederich scherzte. ?Ja, so nah wie Sie, findet nicht jede den ihren. Aber dafür solide

e Geschwister mit Herrn Kienast wieder um. [pg 216]Magda, die auf dem Arm ihres Verlobten ruhte, sagte ermunternd zu Diede

igur n?herte sich: dick, offenbar noch jung, mit einem gro?en, weichen Hut, sonst elegant, und die Fü?e setzte er einw?rts. ?Wahrha

uck stattete seine Glückwünsche ab, dann trat er mit Diederich hinter die beiden anderen. ?Sie wollten gewi? zu Ihrer Braut?" bemerkte Diederich. ?Sie ist zu Hause, wir haben sie hinbegleitet." – ?So?" machte Buck un

ie? Zu denken, da? man hier sein Leben verbringen soll" – und Diederich zeigte die kahle H?userreihe hinauf. Wolfgang Buck schnupperte mit seiner weich ge[pg 217]bogenen Nase in die Luft, auf seinen fleischigen Lippen schien er sie zu kosten, und er machte tiefsinnende Aug

len schon wieder n?rgeln. Ich stelle fest, da? ich in

?Lassen Sie nur.

egenüber gestanden hat, im Tiergarten vorigen Februar, nach dem gro?en Krawall, und dies A

lancholisch herab. Diederich stie? Luft durch die Nase. ?Ich wei? schon, Sie glauben in u

wi?. Geradeso gut wie er –. Wenn auch weni

ist nicht, da? wir in der Welt wirklich viel ver?ndern, sondern da? wir uns ein Le

er zwar unter uns, die Herrschaften dort vor uns haben

Lück und unseren Netziger Wachtposten genau so ernst genommen. W?re das noch eine Macht, die nicht bedroht w?re? Erst wenn es einen Umsturz gibt, fühlt man sich. Was

achte Di

rs als durch Worte und Gesten. Denn woran halten sich die N?rgler? Was ist Ernstliches geschehen? Auch der Fall Lück ist nur wieder eine Geste. Sinkt die Hand, ist alles wie zuvor: aber Darsteller und Publikum haben eine Sensation gehabt. Und nur darauf, m

ef Diederich. ?Und dann sollen Sie sehen, da? alle nat

euch von ihm vorschreiben, und die Gesinnung war nie so gut geregelt, wie sie es jetzt wird. Aber Taten? Unsere Zeit, bester Zeitgen

ine Tatsache der inneren Zeitgeschichte erw?hnt, die uns alle angeht. übrigens sind wir zu entschuldigen. Für den auf der Bühne Agierenden ist alle Aktion erledigt, d

r!" sagte

Buck. ?Den S

utpaar auseinanderfuhr und sich umwandte. Aber man war auf

ie auf das verrückte Zeug gekommen sind. Sie haben doch mit dem Theater zu t

derich unkameradschaftlich fand. ?Ich? Ach nein", sagte Buck; und nachdem beide bis zur Gericht

lich Ihrer

habe ich die Verteidigung mei

uer –?" Es nahm Diederich

Sie das? Seit kurzem bin ich beim Landgericht Netzig als Rechts

ufspflichten ... Diese Verlobung ..." Diederich verlor sich in Gestammel

?ufig – g

ie schon ?fter nicht ganz verstanden – aber so wenig doch

Verteidiger bin und Sie der Hauptbelastungszeuge? Das ist doc

. ?Jeder steht auf seinem Platz. Wenn S

erde loslegen, man soll etwas erleben. Ihnen, Herr Doktor, werde ich unangenehme Dinge zu

Rechtsanwalt, kennen Sie denn meine Aussage?

rge sein." Bucks Miene w

verabschiedete sich von Buck, bevor sie beim Haus waren. Da? nur Kienast nichts merkte! Buck schlug vor, noch irgendwohin zu gehen. ?Es zieht Sie wohl nicht besonders zu Ihrer Braut?" fragte Diederich. – ?Augenblicklich hab' ich mehr Lust auf einen Kognak." – Diederich lachte h?hnisch. ?Darauf scheinen Sie immer Lust zu haben." Damit nur Kienast nichts erfahre, kehrte er nochmals mit Buck um.

r?tete für Buck, der das so zynisch eingestand. ?Das

h?nge und mich um Guste nicht so viel bekümmern kann, wie ich mü?te. M?chten Sie s

sol

ich Wurst und Kohl am Feuer zu stehen habe – indes ich selbst no

pathie allerdings nicht. Beauftragen Sie sonst jemand. Ich denke

e noch soeben in Anschauung und Praxis sich wieder einmal als Gegner erwiesen hatten.

sie ist in einer Familie das sichere Zeichen des Niedergangs!" Er vergewisserte sich, da? Kienast wirklich noch am Abend reisen mu?te. ?Etwas Aufregendes wird Magda

Besch?nigung gelten. ?Ach was: lieber Sohn. Aus Liebe zu mir wird wohl das Essen immer schlechter, au?er wenn fremde Leute da sind; und das Haushaltungsgeld geht für euren Firlefanz drauf. Meint ihr, ich fall' euch auf den Schwindel 'rein, da? Magda ihre Spitzenbluse selbst gemacht haben soll? Das k?nnt ihr

einen Teller auf den Boden schleudern. Magda stand auf, ging zur Tür und rief zurück: ?Ich brauche dich gottlob nicht mehr!" Sofort war Diederich hinterdrein. ?Gib bitte acht, was du redest! Wenn du

mmer und hatte abgesperrt. Diederich rieb sich, j?h verstummt, die Wange. Dann entrüs

erurteilte brach in ein solches Geheul aus, da? es Diederich, angstvoll, wie er selbst gestimmt [pg 224]war, vor Mitleid übel ward. Er begab sich hinaus und betrat eine Toilette, obwohl an der Tür stand: Nur für den Herrn Vorsitzenden! Gleich nach ihm erschien auch Jadassohn. Wie er Diederich sah, wollte er sich wieder zurückziehen, aber Diederich fragte sofort, was das denn sei, ein Arbeitshaus, und was so ein Zuh?lter dort tue. Jadassohn erkl?rte: ?Wenn wir uns darum auch noch kümmern mü?ten!" und war schon drau?en. Diederichs Inneres zog sich noch mehr zusam

nter einem Pfeiler. Der Redakteur Nothgroschen seinerseits ging grau und unbeachtet von den einen zu den anderen. Vergebens suchte Diederich jemand, an den er sich h?tte halten k?nnen. Jetzt bereute er, da? er es den Seinen verboten hatte, herzukommen. Er blieb im Dunkeln, hinter der Biegung des Korridors, und streckte nur vorsichtig den Kopf heraus. Pl?tzlich zog er ihn zurück: Guste Daimchen mit ihrer Mutter! Sie ward sofort von den T?chtern Buck umringt, als eine kostbare Verst?rkung ihrer Partei. Gleichzeitig ging dahinten eine Tür, und Wolfgang Buck trat auf, in Barett und Robe, und darunter Lackschuhe, die er sehr einw?rts setzte. Er l?chelte festlich, wie bei einem Empfang, gab allen die Hand, und seiner Braut kü?te er sie. Es werde sehr sch?n werd

n." Aber Frau Lauer lachte nicht, sie erwiderte auch Diederichs Gru? nicht, sie sah ihn nur an mit rücksichtsloser Neugier. Es war schwer, diesen dunklen Blick auszuhalten, und ward noch schwerer, weil sie so sch?n war. Diederich fühlte, wie das Blut ihm ins Gesicht

ter wurmiger Geier, erkl?rte von dort oben die Sitzung für er?ffnet und rief die Zeugen auf, um ihnen den Ernst des Eides in Erinnerung zu bringen – wobei Diederich sofort ein Gesicht bekam wie ehemals in der Religionsstunde. Landgerichtsrat Harnisch ordnete Akten und sah sich im Publikum nach seiner Tochter um. Mehr beachtet ward der alte Landgerichtsrat Kühlemann, der das Krankenzimmer verlassen und seinen Platz zur Linken des Vorsitzenden eingenommen hatte. Man fand ihn schlecht aussehen, die Schwiegermutter d

e vernommen. Wü?te ich, was er sagt. Ich m?chte ihn ebenso gern entlasten wie ihr!" Vergebens versuchte er gegenüber Pastor Zillich seine milde Gesinnung zu beteuern: er habe immer gesagt, die Sache sei aufgebauscht worden. Zillich wandte sich ve

er ihm schien durch seine abstehenden Ohren, die blutig leuchteten, und seine Miene heischte von Diederichs eine so leichenhafte Gefügigkeit, da? Diederichs Blick die Flucht [pg 228]ergriff. Rechts, vor dem Angeklagten und etwas tiefer, fand er Wolfgang Buck sitzen, nachl?ssig, mit den F?usten auf den fetten Schenkeln, von denen d

Gesellschaft, drüben am Ti

isses Ihre Aussage vor dem Untersuchungsrichter vorlesen" – und der Vorsitzende lie? sich das Protokoll reichen. Daraus erfuhr Diederich zu seiner peinlichen Verwunderung, er habe vor dem Untersuchungsrichter Landgerichtsrat Fritzsche die bestimmte Angabe gemacht, da? von seiten des Angeklagten eine schwere Beleidigung Seiner Majest?t des Kaisers gefallen sei. Was er darüber z

Verhalten des Vorsitzenden, das die Rechte der Verteidigung verletze, und beantragte Gerichtsbeschlu? darüber, ob ihm gem?? der Strafproze?ordnung das direkte Fragerecht an den Zeugen zustehe. Sprezius hackte vergeblich zu, es blieb ihm nichts übrig, als mit den vier Richtern rückw?rts im Beratungszimmer zu verschwinden. Buck sah sich triumphierend um; seine Cousinen bewegten die H?nde wie zum Applaus; aber auch sein Vater war inzwischen eingetreten, und man sah, wie der alte Buck seinem Sohn ein Zeichen der Mi?billigung gab. Der Angeklagte seinerseits, zornige Erregung im apoplektischen Gesicht, schüttelte seinem Verteidiger die Hand. Diederich, der allen Blicken ausgesetzt war, gab sich Haltung und hielt Umschau. Aber ach, Guste Daimchen wich ihm aus! Nur der alte Buck winkte wohlwollend: Diederichs

icht zur Sache geh?rig abgelehnt. Darauf fragte der Vorsitzende, ob der Herr Staatsanwalt noch eine Frage an den Zeugen zu richten habe. ?Vorl?ufig nicht," sagte Jadassohn mit Geringsch?tzung, ?aber ich beantrage, den Zeugen noch nicht zu entlassen." Und Diederich durfte sich setzen. Jadassohn erhob die Stimme. ?Au?erdem beantrage ich die

keit: ?Herr Pastor, Sie als Geistlichen brauche ich auf die Heiligkeit des Eides, den Sie geleistet haben, nicht besonders aufmerksam zu machen." Da knickte Zillich ein und gab zu, da? er die dem Angeklagten vorgeworfene ?u?erung allerdings geh?rt habe. Der Angeklagte sprang auf und schlug mit der Faust auf die Bank. ?Ich habe den Namen des Kaisers gar nicht genannt! Ich habe mich gehütet!" Sein Verteidiger beruhigte ihn mit einem Wink und sagte: ?Wir werden den Beweis erbringen, da? nur die provokatorische Absicht des Zeugen Dr. He?ling den Angeklagten zu seinen, hier falsch wiedergegebenen ?u?erungen veranla?t hat." Vorl?ufig bitte er den Herrn Vorsitzenden, den Zeugen Zillich darüber zu befragen, ob er nicht eine Predigt geha

Tat des Postens! Dann der herrliche Brief Seiner Majest?t mit dem Bekenntnis zum positiven Christentum! ?Wie der Krach war mit dem Angeklagten? Ja, meine Herren Richter, davon wee? 'ch Sie nischt. Da hab' 'ch grade ? bi?chen geschlummert." – ?Aber nachher ist doch von der Sache geredet worden!" verlangte der Vorsitzende. ?Ich nicht!" rief Kühnchen. ?Ich hab' eegal von unsern glorreichen Taten im J

chwere Beleidigungen aus. Darauf erkl?rte er kurzweg, da? er mit dem ganzen Geseire nichts zu tun habe; er sei erst sp?te

raute man einander und rückte, das Taschentuch am Munde, diskret vom Nachbar ab. Der Vorsitzende schnuppert

igene. Zweifellos habe der Angeklagte Seine Majest?t gemeint. – Hier hielt Wolfgang Buck sich nicht mehr. ?Da der Herr Vorsitzende unn?tig findet, es zu rügen, wenn der Herr Staatsanwalt seine eigenen Zeugen beleidigt, kann es auch uns gleich sein!" Sofort hackte Sprezius nach ihm. ?Herr Verteidiger! Das [pg 234]ist meine Sache, was ich rüge und was nicht!" – ?Eben das stelle ich fest", fuhr Buck unbeirrt fort. ?Zur Sache selbst behaupten wir nach wie vor und werden durch Zeugen beweisen, da? der Angeklagte den Kaiser gar nicht gemeint hat." ?Ich habe mich gehütet!" rief der Angeklagte dazwischen. Buck fuhr fort: ?Sollte dies dennoch als wahr unterstellt werden, so beantrage ich, den Herausgeber des Gothaischen Almanachs darüber als Sachverst?ndigen zu vernehmen, welche deutsche Fürsten jüdisches Blut haben." Damit setzte er sich wieder,

rt gab, mit Anerkennung, wie einem Musterschüler. Buck, der sich erholt hatte, hielt ihm die Stellungnahme der ?Netziger Zeitung" für Lauer vor. Darauf erwiderte der Redakteur: ?Wir sind ein liberales, also unparteiisches Blatt. Wir geben die Stimmung wieder. Da aber jetzt und hier die Stimmung dem Angeklagten ungünstig ist –." Er mu?te sich drau?en im Korridor darüber informiert haben! Bu

en alle Augen hin und her zwischen ihm und Judith Lauer. Sie war noch bleicher geworden, der schwarze Blick, der ihn zum Richter begleitete, vergr??erte sich noch, er bekam etwas stumm Eindringliches; aber Fritz

e Zuverl?ssigkeit des Zeugen, die Fritzsche an der Hand seiner ferneren Ermittelungen hatte [pg 236]nachprüfen k?nnen, stand au?er allem Zweifel. Da? der Zeuge heute kein deutliches Erinnerungsbild mehr hatte, war nur durch die Erregung d

ussagen, den Angeklagten des ihm zur Last

gebildeter Mann; ausdrücklich beleidigende Wo

rbinden. Er hielt sich offenbar für einsichtsvoller und zur Kritik berechtigter als die meisten anderen Menschen. Es war also denkbar, da? er in gereiztem Zustand – und durch die Erschie?ung des Arbeiters v

gleich vor sich hatte. Die H?nde des Angeklagten waren krampfig um die Brüstung seiner Bank gespannt, und die [pg 237]Augen, hervortretende braune Augen, richtete er auf seine Frau. Sie aber sah unverwandt auf Fritzsche, halbge?ffneten Mundes, wie abwesend, mit einem Ausdruck von Leiden, Scham und Schw?che. Die Schwiegermutte

Zeugen eine nahezu pflichtwidrige Einwirkung geübt? Und das protokollierte Ergebnis von Diederichs Aussage war nun dennoch schwer belastend, und Fritzsches eigenes Zeugnis erst recht. Er war nicht weniger rücksichtslos vorgegangen als Jadassohn. Seine engen und besonderen Beziehungen zum Hause Lauer

rau des Angeklagten zielend: ?Eine nette Gesellschaft!" Man widersprach [pg 238]ihr nicht; man hatte angefangen, die Lauers ihrem Schicksal zu überlassen. Guste Daimchen bi? sich auf die Lippe, K?thchen Zillich

Fenster auf!" Und er suchte mit den Augen unter dem minder guten Publikum, das dort oben eng gedr?ngt sa?. Dagegen war auf den unteren B?nken freier Raum, und der freieste um den Regierungspr?sidenten von Wulckow in seiner verschwitzten Jag

lich verheiratet! Mit [pg 239]der Geschichte haben die Leute mich schon einmal kaputt gemacht, und nun f?ngt der Mann wieder an!" Auch der Verteidiger protestierte. Sprezius hackte auf Cohn zu. Der Herr Staatsanwalt sei kein Mann! Und wegen des Ausdrucks Verleumdung nehme das Gericht den Zeugen in eine Ordnungsstrafe von fünfzig Mark. Damit war Cohn erledigt. Der Bruder des Herrn Buck ward vernommen. Ihn fragte Jadassohn geradeheraus: ?Zeuge Buck, Sie haben ein notorisch schlechtgehendes Gesch?ft, wovon leben Sie?" Hier entstand ein solches Gemurmel, da? Sprezius schnell eingriff: ?Herr Staatsanwalt, geh?rt das wirklich zur Sache?" Aber Jadassohn war allem g

hob, schleuderte Jadassohn ihm die sei

egelm??igen Versammlungen, die er als Sonntagsfeiern für freie Menschen bezeichnet, der Verbreitung des krassesten Atheismus, wodurch seine Tendenzen gegenüber einem christlichen Monarchen ohne weiteres charakterisiert sind." Und Jadassohns Ohren strahlten Feuer aus, wie ein ganzes Glaubensbekenntnis. Wolfgang Buck stand auf, l?chelte skeptisch und meinte, die religi?sen überzeugungen des Herrn Staatsanwalts seien offenbar von m?nchischer Strenge, es k?nne ihm nicht zugemutet werden, da? er einen Nichtchristen für glaubwürdig halte. Das Gericht aber werde wohl anderer Meinung sein und den Antrag des Staatsanwalts ablehnen. Da wuchs Jadassohn furchtbar empor. Wegen der Verh?hnung seiner Perso

des Zeugen, bebend vor Ungeduld. Endlich konnte er, mit namenlosem Triumph in der Stimme, seine Frage stellen. ?Will der Zeuge sich auch darüber ?u?ern, welcher Art die Weiber sind, aus deren Bekanntschaft er pers?nlich die Kenntnis des Familienlebens sch?pft, und ob er nicht in einem gewissen Hause verkehrt, das im Volksmund Klein-Berlin hei?t?" Und noch im Sprechen vergewisserte er sich, da? die Damen im Publikum, und gleich ihnen die Richter, tief verletzte Gesichter bekamen. Der Hauptentlastungszeuge war vernichtet

nen der vom Hunger in die L?nge gezogenen Gesichter, die Ungeduld der Richter, die nach der Uhr schielten, verhie? ihm nichts Gutes. Er sprang auf; retten, was zu retten war! Und er machte seine Stimme energisch, um die Vorladung weiterer Zeugen für die Nachmittagssitzung zu beantragen. ?Da der Herr Staatsanwalt es zum System erhebt, die Glaubwürdigkeit unserer Zeugen zu bezwei

freien Raum der dr?hnende Ba?

Angeklagten aber werden seine

Richter berieten flüsternd; und Sprezius verkündete: das Gericht gebe nur dem Antrage des Verteidigers statt, der sich auf

gesetzt für die Wiederherstellung des altberühmten Pfaffenhauses, wo die Haare aufbewahrt wurden, die bekanntlich Dr. Martin Luther dem Teufel aus dem Schwanz gerissen hatte. Freilich, auch den Saalbau der ?Freien Gemeinde" hatte er unterstützt und dadurch unleugbar viel Ansto? erregt. Im Gesch?ftsleben sodann geno? der Angeklagte die allgemeine Achtung; die sozialen Reformen, die er in seiner Fabrik eingeführt hatte, wurden vielfach bewu

B?nken herausrutschte, murrte laut; – aber Diederich war schon vorgetreten, festen Schrittes, und hatte schon mit klarer Stimme zu sprechen begonnen. Nach reiflicher überlegung sei er zu der Einsicht gelangt, da? er seine im Vorverh?r gemachte Aussage vollinhaltlich aufrechterhalten k?nne; und er wiederholte sie, aber versch?rft und erweitert. Er fing mit der Erschie?ung des Arbeiters an und gab die kritisch

illigte, eine Verwirrung des Ged?chtnisses: es war, ich gestehe es, ein vielleicht begreifliches Zurückweichen vor der Schwere des Kampfes, den ich auf mich nehmen sollte. Aber ich nehme ihn auf mich, [pg 245]denn kein Geringerer als Seine Majest?t unser erhabener Kaiser verlangt es von mir ..." Diederich sprach flie?end weiter, mit einem Schwung in den S?tzen, der einem den Atem nahm. Jadassohn fand, da? der Zeuge anfange, die Wirkungen seines Plaidoyers vorwegzunehmen, und blickte unruhig auf den Vorsitzenden. Sprezius aber dachte offenbar nicht daran, Diederich zu unterbrechen. Mit unbewegtem Geierschnabel und ohne die Lider zu klappen, sah er auf Diederichs eiserne Miene, worin es drohend blitzte. Der alte Kühlemann sogar lie? die Li

hte den Lacher in Strafe zu nehmen. Jadassohn seufzte. Jetzt war e

ismus begriff man hier noch nicht. ?Die Aufgabe der modern gesinnten M?nner ist es, auch Netzig dem neuen Geist zu erobern, im Sinne unseres herrlichen jungen Kaisers, der jeden Treugesinnten, er sei edel oder unfrei, zum Handlanger seines erhabenen Wollens bestellt hat!" Und Diederich schlo?: ?Daher, meine Herren Richter, war ich berechtigt, dem Angeklagten, als er n?rgeln w

gegen Diederich auszusto?en: sein Verteidiger hatte ihn am Arm erfa?t und redete auf ihn ein. Inzwischen verkündete der Vorsitzende, da? der Herr Staatsanwalt sein Plaidoyer um vier Uhr beginnen werde, und verschwand samt den Beisitzern. Diederich, halb bet?ubt, sah sich auf einmal bestürmt von Kühnchen, Zillich, Nothgroschen, die ihn [pg 247]beglückwünschten. Fremde Leute schüttelten ihm die Hand: die Verurteilung sei todsicher, der Lauer dürfe einpacken. Der Major Kunze erinnerte den erfol

eren, von oben bis unten und erkl?rte ihnen, streng und abweisend, es g?be Dinge, die denn doch ernster seien als eine Theatervorstellung. Erstaunt lie?en sie ihn stehen. Der Korridor leerte sich; zuletzt erschien noch Guste Daimchen. Sie machte eine Bewegung auf Diederich zu. Aber Wolfg

ch, Wulckow blieb stehen. ?Na also!" sagte er aus der Tiefe seines Bartes und klopfte Diederich auf die Schulter. ?Sie haben das Rennen gemacht. Sehr brauchbare Gesinnung. Wir sprechen uns noch." Und er ging weiter a

u und Schwiegermutter, die von beiden Seiten auf ihn eindrangen, und dere

ne Formalit?t. Sie war entschieden, und mit ihr auch Diederichs unaufhaltsamer Aufstieg! ?Freilich –" und er nickte in sein Glas – ?trotz voller Pflichterfüllung h?tte es schief gehen k?nnen, und dann, meine Lieben, das [pg 249]wollen wir uns nur gestehen, dann w?re ich wahrscheinlich aufgeflogen und Magdas Heirat mit!" Da Magda erbleichte, klopfte er ihr den Arm. ?Jetzt sind wir fein heraus." Und das Glas erhoben, mit m?nnlicher Festigkeit: ?Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" Er ordnete an, da? beide sich sch?n machten und mitk?men. Frau He?ling bat um Nachsicht, sie fürchtete zu sehr die Aufregung. Diesmal konnte Diederich warten, die Schwestern durften sich anziehen, so lange sie mochten. Als sie eintrafen, waren schon alle im Saal, aber es waren

er als heute früh, begrü?te ihren Gatten mit einem Blick, der flehend war; setzte sich still an das Ende einer Bank und richtete die Augen geradeaus nach dem Richtertisch,

lassen kicherten sie. ?Merkt denn Sprezius nichts?" fragte die Schwiegermutter des Bürgermeisters. Aber das Gericht schlief. Diederich in seinem Herzen frohlockte; er hatte seine Rache an Jadassohn! Jadassohn konnte nichts vorbringen, als womit er selbst schon das Rennen gemacht hatte! Es war gemacht, das wu?te Wulckow, und auch Sprezius wu?te es, darum schlief er, mit offenen Augen. Jadassoh

Vielmehr sie habe den Wert, da? sie auf geradezu gl?nzende Weise die Unschuld des Angeklagten belege, da so viele als wahrheitsliebend bekannte M?nner nur durch eine Erpressung –. Weiter kam er natürlich nicht. Als der Vorsitzende sich beruhigt hatte, fuhr Buck gelassen fort. Wolle man aber als erwiesen annehmen, da? der Angeklagte die ihm zur Last gelegte ?u?erung wirklich getan habe, so entfalle hier doch der Begriff der Strafbarkeit; denn der Zeuge Doktor He?ling habe offen eingestanden, da? er den Angeklagten mit Absich

eiten die Anklagen wegen Majest?tsbeleidigung? Man wird sagen: infolge solcher Vorg?nge wie die Erschie?ung des Arbeiters. Ich erwidere: nein; sondern dank den Reden, die di

ckweisungen auf der anderen. Der Grundsatz: wer nicht für mich ist, ist wider

n, da? Sie an Worten des Kaisers hier Kritik üben. Wenn Sie da

chen, sondern vom Untertan, den er sich formt; nicht von Wilhelm dem Zweiten, sondern vom Zeugen He?ling. Sie haben ihn gesehen! Ein Durchschnittsmensch mit gew?hnlichem V

wem? Vom Verteidiger, dem berufsm??igen Vertreter der subversiven Tendenzen! Da war etwas faul im Staat!... Es begann in ihm zu kochen, wenn er Buck ansah. Das war der Feind, der Antipode;

seiner Macht das N?tige leihen soll, um die noch kleineren niederzuhalten. Und da es in Wirklichkeit und im Gesetz weder den Herrn noch den Untertan gibt, erh?lt das ?ffentliche Leben einen Anstrich schlechten Kom?diantentums. Die Gesinnung tr?gt Kostüm, Reden fallen, wie von Kreuzrittern, indes man Blech erzeugt oder Papier; und das Pappschwert wird gezogen für einen Begriff wie den der Majest?t, den doch kein Mensch mehr, au?er in M?rchenbüchern, ernsthaft erlebt. Majest?t ..." wiederholte Buck, das Wort durchschmeckend, und einige H?rer schmeckten es mit. Die Leute vom

etwas fast Verehrungswürdiges bekommt. Ich will den Kaiser – und der Herr Vorsitzende wird es nicht auf sich nehmen, mich zu unterbrechen – einen gro?en Künstler nennen. Kann ich mehr tun? Wir alle kennen nichts H?heres ... Ebendarum sollte es nicht erlaubt sein, da? jeder mittelm??ige Zeitgenosse ihm nac

. Ob er stürzte? Sprezius hielt den Schnabel gezückt. Aber kein Zug von Ironie zeichnete die Miene des Verteidigers: es schwang si

h Diederich um, und man l?chelte sogar. Auch Emmi und Magda l?chelten. Buck hatte seine Wirkung, und Diederich mu?te sich leider sag

au unseres ?ffentlichen Lebens, das vom Auftreten Wilhelms des Zweiten eine so ruhmreiche Erh?hung erfahren hat, kann durch Kr?fte wie den Zeugen He?ling nur verlieren ... Und

gemacht. Zum ersten Male er

eschehen, da? über das Land sich ein neuer Typus verbreitet, der in H?rte und Unterdrückung nicht den traurigen Durchgang zu menschlicheren Zust?nden sieht, sondern den Sinn des Lebens selbst. Schwach und friedfertig von Natur, übt er sich, eisern zu scheinen, weil in seiner Vorstellung Bismarck es war. Und mi

e Welt umfassen, er trug die gesammelte Miene eines

e Verantwortung, ob künftig M?nner wie der Angeklagte die Gef?ngnisse füllen und Wesen wie der Zeuge He?ling der herrschende Teil der Nation sein sollen. Entscheiden Sie sich zwischen den beiden! Entscheiden Sie sich zwischen Streberei und mutiger Arbeit, zwischen Kom?die und Wahrheit! Zwischen einem, der, um selbst emporzukommen, Opfer verlangt, und dem anderen, der O

sich hinsah. Mehrere schluchzten. Der Vorsitzende sogar hatte eine betretene Miene. Seine Lider klappten nicht mehr; mit runden Augen sa

ürgers!" rief er aus. ?Die wahrhaft nationale Gesinnung! Die stille Tat eines Lau

und versprach sich, nicht zum zweiten Male auf den Leim zu gehen. Jadassohn feixte; und im Saal fühlten die meisten

neinte geringsch?tzig, und der Gerichtshof zog sich rasch zurück. ?Das Urteil wird bald gefunden sein", sagte Diederich mit Achselzucken – obwohl ihm von Bucks Rede noch arg beklommen war. ?Gott sei Dank!" sagte die Schwie

Monate Gef?ngnis – was allen die natürlichste L?sung schien. Dazu war noch a

so zu sprechen, falle erschwerend ins Gewicht. Die Behauptung des Angeklagten, da? er nicht den Kaiser gemeint habe, sei vom Gericht für hinf?llig befunden. ?Den H?rern der Rede mu?te sich – nament[pg 258]lich bei ihrer Parteistellung und der ihnen bekannten antimonarchischen Richtung de

waren. Nun war es wohl aus mit Lauer, denn was sollte in dem halben Jahr, das er absitzen mu?te, aus seinem Gesch?ft werden! Infolge des Urteils war er auch nicht mehr Stadtverordneter. Er konnte künftig weder nützen n

sofort ihre Koffer gepackt und war nach dem Süden gereist. Nach dem Süden! – indes ihr leiblicher Mann dor

endenzen durch Zügellosigkeit entgegenzukommen. In einem zweiten Artikel legte Nothgroschen dar, da? man unrecht tue, Reformen, wie die in Lauers Betrieb eingeführten, besonders zu rühmen. Denn was hatten die Arbeiter von der Beteiligung? Im Durchschnitt, nach Lauers eigenen Aufstellungen, noch nicht achtzig Mark im Jahr. Das konnte man ihnen auch in Form eines Weihnachtsgeschenkes zuwenden! Aber freilich, dann war es keine Demonstration mehr gegen die bestehende Gesellschaftso

[pg 260]Lieferungen für die Regierung! Angst vor Wulckow, das war es. Da? Diederich durch seine Zeugenaussage den Pr?sidenten auf sich aufmerksam gemacht hatte, mu?te der Alte wohl erfahren haben – obwohl er kaum mehr in die Stadt kam. Die alte Papierspinne dort hinten in ihrem Netz, das über die Provinz und noch weiter gespannt war, witterte Gefahr und ward unruhig. ?Er m?chte mich abspeisen mit der ?Netziger Zeitung'! Aber so billig tun wir's nicht. In dieser harten Zeit! Hat er 'ne Ahnung von me

egerverein mit seinem Besuch beehrt und sich gewundert, den Doktor He?ling nicht dort zu finden. Da ward Diederich es inne, was für eine Macht er war. Er handelte demgem??. Er [pg 261]antwortete auf die private Er?ffnung des Majors durch ein offizielles Schreiben an den Verein und forderte den pers?nlichen Besuch von zwei Mitgliedern des Vorstandes, der Herren Major Kunze und Professor Kühnchen. Sie kamen auch; Diederich empfing sie, zwischen Gesch?ftsbesuchen, die er absichtlich auf diese Stunde gelegt hatte, in seinem Bu

chwert", rief Diederich aus, ?sichert unsere Stellung in der Welt, und es scharf zu erhalten, ist der Beruf Seiner Majest?t des Kaisers! Wenn der Kaiser ruft, wird es herausfliegen aus der Scheide! Die Gesellschaft im Reichstag, die da was dreinreden will, mag sich hüten, da? es sie nicht zuerst [pg 262]trifft! Mit Seiner Majest?t ist nicht zu spa?en, meine Herren, das kann ich Ihnen nur sagen." Diederich blitzte, und er nickte schwerwiegend, als wü?te er manches. Im selben Augenblick kam ihm wirklich ein Einfall. ?Neulich auf dem Brandenburgischen Provinziallandtag h

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